Staatspreis Kunstkritik für Brigitte Borchhardt-Birbaumer

Brigitte Borchhardt-Birbaumer bereichert seit Jahrzehnten die österreichische Kunstkritik mit profunden Rezensionen in Feuilleton, Fachzeitschriften und Katalogen und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Verständnis zeitgenössischer österreichischer Kunst.

„Borchhardt-Birbaumers umfassende Kenntnisse und ihre qualitätsvolle und sorgsame Recherche eröffnen der interessierten Leserschaft fundierte Einblicke in den gegenwärtigen künstlerischen Diskurs“, so Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer.

Ihre Auseinandersetzung mit der Gegenwartskunst ist geprägt von einer umfassenden Kenntnis der Kunstgeschichte von der Antike bis heute. Themen wie Psychoanalyse, die Neubewertung der Romantik oder das Thema der Nacht seien hier nur beispielhaft genannt. Mit ihren Texten erweckt sie sowohl bei einem allgemeinen als auch fachlich spezialisierten Publikum Interesse an vielfältigen Themen.

So gehörte Borchardt-Birbaumer zu den ersten Vermittlerinnen und publizistischen und wissenschaftlichen Begleiterinnen der später zum Begriff gewordenen „feministischen Avantgarde“. Als Autorin und Kuratorin macht sie unentdeckte Künstlerinnen sichtbar. Damit beschreitet sie in einem männlich dominierten Wissenschaftsfeld neue Pfade und erweitert dadurch den kunsthistorischen Kanon.

Die Jury würdigt darüber hinaus ihre Neugierde und Beharrlichkeit, ihre Kollegialität und Offenheit, die sie als Mensch, Autorin und Lehrende auszeichnen und stets in ihren Texten mitschwingen.

Quelle: OTS, 11.08.2023



Brigitte Borchhardt-Birbaumer

* in Wien. 1973-1979 Studium an der Universität für angewandte Kunst Malerei und Grafik, 1981-1985 Kunstgeschichte, Archäologie und Byzantinistik an der Universität Wien. 1986-1997 Assistentin am Institut für Kunstgeschichte. Seit dieser Zeit hält sie dort Lehrveranstaltungen ab.

Seit Herbst 1990 arbeitete Brigitte Borchhardt-Birbaumer als freie Mitarbeiterin der Wiener Zeitung und war dort, bis zur Einstellung der Zeitung 2023, für Ausstellungsbesprechungen und kunsthistorische Themen zuständig. Weiters ist sie als Kuratorin bei zahlreichen Ausstellungen in Wien, München, Ulm, Krems, Passau u.a. aufgetreten. Es folgten zahlreiche Lehraufträge an der Uni Wien und ab SS 2000 Vorlesung über "Kunst nach 1945“, ab 2006 Kunstgeschichte I an der Akademie der bildenden Künste, Institut für das künstlerische Lehramt.

Borchhardt-Birbaumer ist seit 1998 Mitglied der International Association of Art Critics - Sektion Österreich und wirkt seit 1990 als Jurymitglied für Preise, Ankäufe und Kunstbeirat der Stadt Wien und der Kunstsektion des  Bundeskanzleramtes und des Landes Niederösterreich mit.

Unter den wissenschaftlichen Publikationen seien vor allem die Aufsätze über Guido Reni, Giorgione, Hermann Nitsch oder Jürgen Klauke genannt. Das Hauptwerk bildet jedoch ihre habilitationsreife Untersuchung Imago noctis, die in einem weiten kulturgeschichtlichen Bogen umfassend die Nachdarstellung von der Antike bis ins 18. Jahrhundert behandelt.



Österreichische Staatspreis für Kunstkritik
Der Staatspreis für Kunstkritik ist mit 10.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre an eine Persönlichkeit vergeben, die sich durch hervorragende Beiträge über die österreichische Bildende Kunst auf dem Gebiet der Kunstkritik ausgezeichnet hat. Die Preisträgerin oder der Preisträger muss Rezensionen und Aufsätze in entsprechenden Fachzeitschriften und Ausstellungskatalogen, in Publikationen, Monografien, im Feuilleton von Zeitungen sowie in Kunstmagazinen national und international publiziert und somit einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von und zur Information über die zeitgenössische Bildende Kunst geleistet haben.

Jury 2023
Der Jury gehörten die letzte Preisträgerin aus dem Jahr 2021, Nicole Scheyerer sowie Antonia Hoerschelmann, Kuratorin für Moderne und Zeitgenössische Kunst an der Albertina in Wien und Harald Krejci, Direktor des Museums der Moderne Salzburg, an.