Hermann J. Hendrich | 1934 - 2020
In der Nacht zum 26. Jänner 2020 ist Bildrecht-Mitglied Hermann J. Hendrich unerwartet verstorben. Selbst ein Avantgardist in vielen Disziplinen, war er auch Ermöglicher von Avantgarden und hat sie dokumentiert.
Schon als Student des Maschinenbaus an der Technischen Universität Wien war er 1954 im „studio für modern jazz“ aktiv und zählte zum Freundeskreises um Oswald Wiener, Konrad Bayer, Ernst Kölz und dem Mitbegründer des Forum Stadtpark Graz Othmar Carli.
Beim „literarischen cabaret II“ im Porrhaus war er als Bühneninspizient/Hilfsregisseur tätig, schloss Freundschaft mit Friedrich Achleitner und Gerhard Rühm und besonders mit dem Kunstpionier Marc Adrian. 1964 war er aktiv in der „werkstatt, verein zur förderung moderner kunst“, dort entstand 1967 seine Freundschaft zu VALIE EXPORT und Peter Weibel. Im gleichen Jahr war er Mitbegründer der „werkstatt breitenbrunn“, 1969 war Organisator der „MULTI MEDIA I“ mit VALIE EXPORT, Peter Hassmann, Horst L. Renner, Gottfried Schlemmer, Peter Weibel, 1971 Mitbegründer der „Österreichischen Literaturproduzenten“ und 1973 Mitbegründer der „Grazer AutorenAutorinnenversammlung“.
1980 bis 1985 war Hendrich Geschäftsführer der VALIE EXPORT Filmproduktion Ges.m.b.H und verantwortete die Produktion ihrer Filme „SYNTAGMA“, „Menschenfrauen“ und „Die Praxis der Liebe“. 1982 war er Mitbegründer und Vorstandsmitglied der „Austria Filmmakers Coop“.
Heinrich J. Hendrich war auch Mitglied des Vereins ViennAvant, einer 2005 gegründeten multidisziplinären Arbeitsgruppe zur Erforschung und Bearbeitung der Wiener Avantgarden 1945 – 1975. ViennAvant-Mitgründerin Helga Köcher charakterisiert Hendrich anlässlich seines Ablebens: "Sein Wissen war ungeheuer, sein kritischer Geist scharf und eigenwillig, unter einer manchmal rauen Schale verbarg er eine überaus große Herzlichkeit. Regelmäßig lud er einen Avantgarde-Freundeskreis ein in seine Wohnung voll mit Büchern und mit Kunst zu einer Diskussions- und kulinarischen Tafelrunde, die jeweils unter dem Motto eines kontroversiellen Themas stand. Sein Tod reißt eine Lücke, die nicht mehr zu füllen ist."