Friedrich Kurrent | 1931 - 2022
Der Architekt Friedrich Kurrent ist am 10. Jänner 2022 im Alter von 90 Jahren verstorben. Als Erneuerer, kritischer Geist, Visionär und Universitätslehrer prägte er den Diskurs zu Architektur und Baukultur in Österreich maßgeblich mit.
1931 in Hintersee bei Salzburg geboren, studierte er nach dem Besuch der Gewerbeschule Salzburg bei Clemens Holzmeister an der Wiener Akademie der bildenden Künste. 1950 gründete er mit Wilhelm Holzbauer und Johannes Spalt die Arbeitsgruppe 4, welche einige prägende Bauten der österreichischen Nachkriegsarchitektur realisierte. Kurrent wirkte als Assistent der Sommerakademie Salzburg bei Konrad Wachsmann, in den Jahren von 1968 bist 1971 arbeitete er als Assistent bei Ernst A. Plischke an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Von 1973-1996 lehrte er als Ordinarius an der Technischen Universität in München (Entwerfen, Raumgestaltung und Sakralbau). Ab 1991 war er federführend am Umbau des Alten Allgemeinen Krankenhauses in Wien zum Universitätscampus beteiligt.
Kurrent war seit 1955 Mitglied des von Le Corbusier begründeten Congrès Internationaux d'Architecture Moderne und Gründungsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Architektur.
Sein verstorbener Kollege Friedrich Achleitner charakterisierte Kurrent in einer Laudatio einmal so: „Friedrich Kurrent ist ein Moralist von der unbestechlichen, aber auch anstrengenden und unbequemen Art, dem man nicht leicht verzeihen kann, dass er meist recht hat.“
Reaktionen zum Ableben von Friedrich Kurrent
„Friedrich Kurrent zählte zu einer der prägendsten Figuren des österreichischen Architekturdiskurses der Nachkriegszeit – diesen hat er viele Jahrzehnte lang mitgeprägt und war bis zuletzt sehr involviert und präsent, auch publizistisch."
Staatssekretärin Andrea Mayer
„Friedrich Kurrent war Architekt, Architekturtheoretiker, Kritiker, Lehrender, Gründer, Retter und nicht zuletzt Visionär. Er gilt heute als Erneuerer der österreichischen Architektur“
Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, Wien
"Er, der mit vielen berühmten Architekt*innen und Kulturschaffenden des Landes – darunter so illustren Namen wie Oskar Kokoschka und Josef Hoffmann – in Kontakt war, wusste viel zu erzählen. Aber nicht nur Anekdotisches, denn Kurrent brannte für seine Überzeugungen und er war es nicht leid, diese auch bei jeder Gelegenheit kundzutun. Pragmatische Kompromisse waren ihm ebenso zuwider wie rein marktwirtschaftlich orientierte, überbürokratisierte Planungs- und Bauprozesse. Unermüdlich hat er für die Architektur gekämpft, die nicht den Architekten, sondern den Menschen dient."
Aussendung des Architekturzentrum Wien (AzW)
"Friedrich Kurrent war zeitlebens – und speziell in den letzten Jahrzehnten nach seiner Rückkehr nach Wien als emeritierter, charismatischer Architekturprofessor an der TU München – in der hiesigen Szene ein fast beängstigend verlässlicher, auch sich selbst bzw. mögliche eigene Interessen niemals schonender „Störer der Unordnung“. Legendär seine unzähligen Auftritte und kritischen Wortmeldungen in Veranstaltungen und öffentlichen Foren, seine zahlreichen brieflichen und konzeptuellen Eingaben an verschiedenste, vor allem öffentliche Entscheidungsträger*innen, Gremien, Interessenvertretungen – immer gegen den allzu faulen, pragmatischen Kompromiss, immer gegen die grassierende Gedankenlosigkeit, vordergründige Windschlüpfrigkeit der allermeisten baubürokratischen und bloß marktwirtschaftlich „optimierten“ Planungsprozesse, Bauvorhaben, Personalentscheidungen,Verfahrenssteuerungen, Medienereignisse."
Otto Kapfinger, Architekt, Architekturforscher und -kritiker
Zum gesamten Nachruf von Otto Kapfinger auf der Website der Österreichischen Gesellschaft für Architektur
Friedrich Kurrent auf www.nextroom.at