Preisträger | Winner 2024

Thomas Feuerstein

Preisstifterin Dagmar Chobot und die Bildrecht vergeben den ‚Dagmar Chobot Skulpturenpreis 2024’ an Thomas Feuerstein.

Neben Thomas Feuerstein waren Beate Gatschelhofer, Sophie Hirsch, Kris Lemsalu, Liesl Raff & Toni Schmale für den ‚Dagmar Chobot Skulpturenpreis 2024‘ nominiert.


Jurystatement

„Thomas Feuersteins Œuvre überzeugte die Jury durch seine Disziplinen überschreitende Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Theorien und hybrider Medialität, insbesondere bei seinen skulpturalen Arbeiten und prozessualen Installationen. Skulpturen durchlaufen bei Feuerstein verschiedene Aggregatzustände, womit der Begriff der Skulptur aufgrund seiner Temporalisierung bzw. Transformation der Form eine Erweiterung erfährt. Die Auflösung der Gegensätze von Kunst, Wissenschaft und Technologie spielt in seiner stark von wissenschaftlichen Konzepten geleiteten Kunst eine wesentliche Rolle, – wissenschaftliche Faktizität und künstlerische Fiktion erleben eine latente Verknüpfung. Feuerstein gelingt es, komplexe Theorien mit konzeptuell-ästhetischen Prozessen und künstlerischen Fiktionen zu Erzählungen mit Symbolkraft zu vermitteln. Mit diesen konzeptuellen Narrationen lotet er philosophische, physikalische oder biochemische Systeme und Kategorien aus, macht diese für künstlerische Prozesse nutzbar und kreiert eindrückliche Metaphern für kulturelle Phänomene, die ein Modell von Welt entwerfen, welches aktueller nicht sein könnten.“

Thomas Feuerstein

Der Konzept- und Medienkünstler, Kunsttheoretiker sowie Autor Thomas Feuerstein verschränkt Erkenntnisse aus der Philosophie mit angewandter Wissenschaft und verhandelt seit den 1990er-Jahren Fragen existenzieller Grundparameter, nach dem Ursprung des Lebens, aber auch nach den Möglichkeiten autonomer Maschinen und allwissender Algorithmen. Sein Œuvre umfasst neben Skulpturen, Objekten und Zeichnungen vor allem aufwendige Versuchsanordnungen, z.B. CLUBCANNIBAL, ein raumgreifendes Labor, geschaffen für einen Organismus bestehend aus zehn Meter hohen Tentakelarmen aus Stahlrohren, Pumpen, Bioreaktoren und Glasbehältnissen, welcher 2018 im Kunstraum Dornbirn aus Gestein Fleisch produzierte.

Auch Algen und Bakterien werden zu Kollaborateuren des Künstlers, indem sie als „Steinbruch und Meißel“ agieren. Eingegliedert in das Mehrphasenprojekt METABOLICA (2018 bis dato) wächst in einem umfangreichen Rohrsystem durch Photosynthese die Grünalge Chlorella vulgaris zu einem Hybrid aus Wal, U-Boot und Photobioreaktor heran (HYDRA, 2020 / MOBY DICK, 2023). An der Schnittstelle von Science-Fiction, Horror, Utopie und Dystopie setzt Thomas Feuerstein Kreisläufe der Möglichkeitsproduktion in Gang, die Unterscheidungen zwischen Natur und Kultur, Subjekt und Objekt dekonstruieren. Der Künstler geht so konsequent über das Symbolhafte und Ikonische hinaus und erschafft "Metabole", die nicht nur illustrieren und kommentieren, sondern auch handeln.

Feuerstein malt, experimentiert, laboriert, baut, bastelt nicht nur, sondern er schreibt auch eigenartige Utopien. Man möchte sie eine Art Bio-Punk nennen, stets auf der Höhe neuester Medien- und Technologieentwicklung und auf der Suche nach transhumanen Figurationen oder umgekehrt: Suche nach dem Verbleib des Menschen und der natürlichen Objekte und Lebewesen in den heutigen hochtechnischen Environments. - Hartmut Böhme


Thomas Feuerstein, METABOLICA. MOBY DICK (chapter 1), 2023
Ausstellungsansicht METABOLICA. MOBY DICK, Museion/NOI, Bozen
Foto: Atelier Feuerstein | © Bildrecht, Wien 2024
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Thomas Feuerstein, Ausstellungsansicht PSYCHOPROSA, 2016
Chronus Art Center, Shanghai
Foto: Atelier Feuerstein | © Bildrecht, Wien 2024
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Thomas Feuerstein, PROMETHEUS DELIVERED, 2017
Marmor, Rohre, Europaletten, Scherenhubtisch, 280 x 145 x 85 cm
Ausstellungsansicht PROMETHEUS DELIVERED, Haus am Lützowplatz, Berlin
Foto: Atelier Feuerstein | © Bildrecht, Wien 2024

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Thomas Feuerstein, GREEN HYDRA, Hydren (vielköpfige Hydra viridissima), Grünalgen (Chlorella vulgaris), Glas, PVC-Schläuche, Pumpe, Kühlschrank, 170 × 72 × 57 cm, 2021 | © Bildrecht, Wien 2024


PREISVERGABE 2024 MODALITÄTEN
2024 haben sechs Nominator:nnen Positionen aus dem Bereich zeitgenössische Skulptur, Plastik, Objektkunst oder Installation für den ‚Dagmar Chobot Skulpturenpreis’ eingereicht. Aus diesen Vorschlägen ermittelte die Jury Thomas Feuerstein als Preisträger für 2024.

NominatorInnen 2024
Silvie Aigner (Chefredakteurin Parnass), Manuela Ammer (Kuratorin mumok Wien), Katrin Bucher Trantow (Chefkuratorin Kunsthaus Graz), Elsy Lahner (Kuratorin Albertina Wien), Genoveva Rückert (Kuratorin OÖ Landes-Kultur GmbH) und Christoph Thun-Hohenstein (Sektionsleiter Internationale Kulturangelegenheiten, BMEIA).

JURY 2022 Dagmar Chobot (Preisstifterin und Juryvorsitzende), Heike Eipeldauer (Kuratorin mumok Wien), Edelbert Köb (Kurator), Günter Schönberger (Geschäftsführer Bildrecht) und Hans-Peter Wipplinger (Direktor Leopold Museum Wien)


PRESSE INTERVIEWS | PRESSETEXT | FOTOS
Christina Werner
werner@kunstpresse.at

ORGANISATION DAGMAR CHOBOT SKULPTURENPREIS
Esther Hladik
Esther.hladik@bildrecht.at