Die beste aller Welten!? 20 Jahre Kardinal König Kunstpreis
Bildraum Bodensee
20. Februar 2025 bis 8. April 2025
Hans Schabus, Nicole Six & Paul Petritsch, Marko Lulić, Christian Kosmas Mayer, Kathi Hofer, Julia Haller, Kerstin von Gabain, Angelika Loderer, Michèle Pagel, Nika Kupyrova
Nach dem Lentos Kunstmuseum würdigt der Bildraum Bodensee das 20-jährige Bestehen des renommierten Kardinal König Kunstpreises mit einer Ausstellung, die aktuelle Arbeiten aller zehn bisherigen Preisträger:innen präsentiert. Kuratiert wird die Jubiläumsausstellung von Brigitte Reutner-Doneus, welche bereits die im Lentos präsentierte Schau gestaltete. Im Fokus stehen künstlerische Statements zu aktuellen und relevanten Themen wie der anthropogenen Überformung unserer Erde.
Angelika Loderer untersucht in ihrer Serie „Schüttlöcher“, wie sich Ökosysteme ohne Menschen entfalten, inspiriert durch die Perspektiven von Tieren wie Maulwürfen und Spechten. Die Künstlerin erstellt Abdrücke von verlassenen Kleintierhabitaten, lässt so das Unsichtbare sichtbar werden und betont die transformative Kraft der Erde.
Nicole Six und Paul Petritsch thematisieren in einer Videoarbeit Fragen zur Rolle des Menschen im kosmologischen Gefüge. Platonische Körper wie der Ikosaeder und Buckminster Fullers Dymaxion-Erdkarte stehen für den harmonikalen Entwurf des Kosmos. Nicole Six und Paul Petritsch erinnern an die ihm immanente Schönheit.
Kathi Hofer erzählt die individuelle Geschichte eines nachhaltigen, alternativen Lebenskonzepts. 2019 wurde sie aufmerksam auf Tressa Prisbrey (1896–1988) und deren Folk-Art-Gesamtkunstwerk „Bottle Village“ – ein aus recycelten Materialien geschaffenes Dorf, das ursprünglich als Lager für Prisbreys 17.000 Bleistifte diente. Fasziniert von der Biografie und den Werken der Künstlerin, fotografierte Kathi Hofer das Bottle Village 2021.
Nika Kupyrovas Mixed-Media-Installation „Women in Green“ besteht aus frei im Raum schwebenden, flachen Skulpturen aus Stahlblech, Objekten, Farbfotografien und einer Videoinstallation. Inspiriert von Agatha Christies Figur der Bildhauerin Henrietta Savernake in „The Hollow“ (1946) hinterfragt Kupyrova mit ihrem Werk nicht nur stereotype Geschlechterrollen, sondern unterläuft auch konventionelle Wertehierarchien in Bezug auf die unterschiedlichen künstlerischen Medien.
Milieukritische und selbstreflexive Fragen stellt Michèle Pagel. Sie gewann 2021 den Kardinal König Kunstpreis mit ihrer Installation „Crrreature of Habit / Das Glück ist ein Vogerl“. Pagel, eine von 20 Nominierten, kritisierte das unverhältnismäßige Ergebnis, da auch ihre 19 Kolleg*innen eigens Werke für den Wettbewerb geschaffen hatten. Mit ihrer Arbeit „Everything counts“ nimmt Pagel in der Ausstellung „Die beste aller Welten!? 20 Jahre Kardinal-König-Kunstpreis“ direkt darauf Bezug.
Kerstin von Gabains ikonische Werke imitieren codierte Formen, ohne jedoch die tradierten Funktionszusammenhänge zu übernehmen. Durch subtile Verschiebungen lenken sie den Blick auf feine Differenzierungen und schulen so die Wahrnehmung.
In Julia Hallers Bildserie scheinen Landschaften von eigentümlichen Wesen bevölkert zu sein. Ihr Werk hinterfragt, inwieweit Kunstwerke einer Erzählung widerstehen können und wohin die Imagination die Betrachtenden führt – Fragen, die das ontologische Wesen von Bildern berühren.
Christian Kosmas Mayer beschäftigt sich mit dem Palast der Republik, einem 2002 abgerissen DDR-Repräsentationsbau. Mayer erwarb Kiefernpfähle, die bei den Fundamentgrabungen entdeckt wurden und modelliert Vorlagen für Schnitzereien, die schließlich von einem Schnitzer an den historischen Pfählen umsetzt wurden. So verwebt der Künstler die Begriffe Original und Nachbildung in ein spannendes Spiel zwischen Historizität und Gegenwart.
Marko Lulić zeigt in seinem 2019 entstandenen Video „The Building” das Rathaus der Kleinstadt Marl. Das menschenleere Gebäude wird zum Schauplatz, wo drei Personen den Geist der Architekturtheorien von Moderne, Postmoderne und Gegenwart heraufbeschwören.
In der Serie „Ikarus“ thematisiert Hans Schabus Transformation. Verbrannte Kleidungsstücke wurden in einem aufwendigen Verfahren mit Metall ausgegossen, inspiriert vom antiken Wachsausschmelzverfahren. Wie der mythologische Ikarus stehen sie für das Zusammenspiel von Leben und Vergänglichkeit.
Zum Kardinal König Kunstpreis
Mit seiner Weltoffenheit und der intensiven Auseinandersetzung mit zentralen gesellschaftlichen und ökologischen Themen hat der Kardinal König Kunstpreis die Kunstszene nachhaltig geprägt. „Der Kardinal König Kunstpreis hat in den letzten 20 Jahren entscheidend zur Stärkung der zeitgenössischen Kunstszene beigetragen. Die klare Struktur und das mehrstufige Auswahlverfahren haben dafür gesorgt, dass der Preis eine hervorragende Reputation erlangt hat. Im Rückblick auf 20 Jahre wird sichtbar, dass alle zehn Preisträger:innen auf eine überaus professionelle und erfolgreiche Karriere im Bereich der Gegenwartskunst blicken können,“ erläutert Hemma Schmutz, Direktorin des Lentos Kunstmuseum.
Der angesehene Preis wurde im Jahr 2004 dank einer Initiative des Prälaten Johannes Neuhardt von der Erzdiözese Salzburg und dem damaligen Erzbischof Alois Kothgasser ins Leben gerufen. „Der Kardinal König Kunstpreis ist seit 20 Jahren ein herausragendes Beispiel für den fruchtbaren Dialog zwischen Kunst und Kirche. Mit der Gründung des Preises wurde nicht nur eine Plattform geschaffen, die künstlerisches Potenzial fördert, sondern auch eine Möglichkeit zur Kommunikation von Kirche und Kunst auf Augenhöhe“ unterstreicht Antonia Gobiet, Geschäftsführerin des Kardinal König Kunstfonds.
Die Jubiläumsausstellung im Bregenzer Bildraum Bodensee – in Kooperation mit dem Kardinal König Kunstfonds und dem Lentos Kunstmuseum – veranschaulicht durch die aktuellen Werke der Preisträgerinnen künstlerische Statements zu relevanten Themen wie dem Klimawandel, gesellschaftlichen Umbrüchen und der Frage nach alternativen Lebensmodellen. „Die Preisträger:innen des Kardinal König Kunstpreises thematisieren in ihren Werken auf eindringliche Weise zentrale Fragen unserer Zeit – von ökologischen Krisen bis hin zu sozialen und kulturellen Herausforderungen. Die Ausstellung lädt uns dazu ein, über unser Handeln nachzudenken und neue Perspektiven für eine gemeinsame Zukunft zu entwickeln", so Kuratorin Brigitte Reutner-Doneus.
Eine Kooperation der Bildrecht mit dem Lentos Kunstmuseum und
dem Kardinal König Kunstfonds.
Ausstellungsdauer: 21. Februar – 8. April 2025