OLAF OSTEN | Gebiet
Bildraum 07
10. Mai 2016 bis 16. Juni 2016
"Die Karte ist nicht das Gebiet", notiert Alfred Korzybski in "Science and Sanity". Wie weit reicht demnach unser Horizont wirklich? Über welche realen und imaginären Grenzen kann oder muss ich mich hinwegsetzen und wer gebietet heute über wen und was? In der Ausstellung im Bildraum 07 formuliert Olaf Osten diese Fragen neu und rückt Raum und Zeit, als die uns umgebenden Koordinaten, in den Mittelpunkt seiner Zeichnungen und Malereien.
In der Serie Fernsehen I und III verdichten sich Schulatlanten, Kartensammlungen und ein Video zu poetischen und territorialen Vorstellungswelten. Grenzen auf den politischen Landkarten, undurchdringliche Barrieren aus Stacheldraht, brutale Schnitte durch Familien und gemeinsame Geschichte, oder doch nur ein Schild neben einer mehrspurigen Autobahn – Olaf Osten setzt über die roten Linien seine abstrakte Malerei, überzieht so fruchtbare Ebenen mit erkalteten Lavaströmen, schleift alpine Gebirgsketten zu tropischen Lagunen und lässt ganze Landstriche in seinen Meeresfluten versinken. Er stellt damit die Vieldeutigkeit der Dinge wieder her und vereint die Gegenwart mit der Vergangenheit. Gestisch, opak und dann wieder transparent, hebt der Künstler Orientierungspunkte auf, zieht seinen eigenen Horizont und malt eine neue Welt.
In Dialog zu den Malereien aus Fernsehen I tritt Ostens aktuelle Videoarbeit Fernsehen III-11, die das Paradoxon der Landerfassung aufgreift, nämlich unseren unmittelbaren, horizontalen Blick auf das Terrain und die Sicht aus der Vogelperspektive. Neben dem Raum ist die Zeit die zweite Koordinate, anhand derer wir uns in der Welt verorten. In Pendeln, einer Serie von Farbstiftzeichnungen in ausgedienten Taschenkalendern, breitet Olaf Osten Wochentage vor uns aus und öffnet die mathematisch nicht messbare Stelle, die die Vergangenheit von der Zukunft trennt. Entstanden während der letzten sechs Jahre, ist Pendeln ein Projekt, das palimpsestartig Beobachtungen des Künstlers aufnimmt. Die ausgestellten Zeichnungen handeln in geschlossenen Systemen, im Zug, dem Bus, oder führen zu natürlich begrenzten Gebieten, etwa in ein von Bergen eingekesseltes Tal. Die Motive wirken beiläufig und doch entsteht eine Verbindung zwischen den gezogenen Linien und der gedruckten Vorlage.
Das Datum und die Skizze haben keinen kausalen Zusammenhang, denn Osten dreht den Kalender um, stellt die Zeit auf den Kopf. Plötzlich sind wir nicht mehr da wo wir sein wollen, wir haben uns verzettelt, unsere Termine sind übermalt, wir kommen zu spät. Die flächigen Überzeichnungen auf dem sonst so akribisch strukturierten Kalenderblatt führen zu einer Auflösung unserer Bezugspunkte. In einem Alltag, in dem wir vermehrt eingeteilt und verortet werden, heben Olaf Ostens Arbeiten unseren Blick zum Horizont und verschaffen uns die langersehnte Luft auf der Zeit- und Raumachse.
Mehr Informationen finden Sie auf der Homepage von Olaf Osten
Dauer der Ausstellung: 11. Mai - 16. Juni 2016
PROJEKTPARTNER
Wiener Festwochen, mumok Wien, Impulstanz-Festival
Olaf Osten kooperiert 2016 mit bäckerstrasse4 - plattform für junge kunst