MICHAEL ENDLICHER | WAS TUN? Frage nicht!
Bildraum 07
30. März 2017 bis 5. Mai 2017
Sprache ist Ausgangspunkt und Arbeitsmaterial von Michael Endlicher. Eine seiner Strategien ist es, die Bedingungen des Kunstschaffens durch Texte in seinen Arbeiten – zwischen schnellem Witz und tiefsinniger Analyse – zu visualisieren. Im Bildraum 07 zeigt er einen themen- und medienübergreifenden Querschnitt aus „sprechenden Arbeiten“ der letzten Jahre, wortwörtlich mit dem Automagic Mirror und dem Video Discussion, mit Dramenblechwürfeln, Leuchtkästen und einer vielschichtigen „Andachtswand“ in Petersburger Hängung.
Die Dramenbleche wirken zunächst wie trockene Konzeptarbeiten, wäre da nicht die innere Dramatik, die sie entwerfen: „92 - Wahrheit - Politik –Schmerz“ oder „87 - Weltbild – Praxis – Militär“. Auf Basis eines Zahlencodes enthält jedes Blech drei Worte und den für alle drei gültigen Zahlenwert. Endlicher lässt narrative Strukturen entstehen, die vergessen machen, dass hier vorgegebenes Sprachmaterial mathematisch kombiniert wird. Zu schwebenden Kuben, zu Würfeln zusammensetzt, lassen sie darüber hinaus Heideggers Postulat des „Ungefragt in die Welt geworfen seins“ anklingen.
Endlicher lässt auch seinen sprechenden Spiegel Automagic Mirror zu Wort kommen. Dieser beginnt seinen sonoren Aufritt mit dem meditativen Satz „Ich bin ganz ruhig“, dem viele andere als Zauberformeln der Autosuggestion folgen um in einer sechsminütigen Litanei zwischen „Ich bin ein Vorbild“, „Ich mach mir nichts vor“ und „Mir ist alles egal“ seine Selbstbespiegelung zu entfalten.
In dieser Melange von Existenzkonstruktionen finden sich Künstler und Betrachter zwischen reflektierten und gelebten Identitäten. Im sprechenden Spiegel lässt Endlicher anklingen, was in seiner Videoarbeit Discussion vertieft wird – die Diskrepanz zwischen leben, um Kunst zu machen und Kunst zu machen, um zu (über)leben. Dabei übt sich Endlicher einmal mehr im Rezitieren von ausgewählten Aussagen über zeitgenössische Kunst. Diesmal lässt er jedoch im Büßergewand des Erkrankten dem Betrachter so gut wie keine Chance, den einzelnen Gedanken zu folgen: gleichzeitig dozieren zwölf Endlichers die Weisheiten anonymer Kunstkritiker. Maximale Erklärungskompetenz schaukelt sich auf zur unverständlichen Kakophonie, nach zweimaligem Durchlauf ist am Ende doch noch eine letzte Aussageschleife vernehmbar.
Michael Endlicher thematisiert Grenzen zwischen Malerei und Text, Konzept und Objekt, zwischen Offenheit und Geschlossenheit, Künstler und Kritiker. Auf die hypertrophe Titelfrage fordert die Ausstellung Antworten ein, die sie im Wienerischen „Frage nicht!“ zugleich ablehnt. Stattdessen verweist sie zurück an den Anfang: auf das brüchige Künstlerselbst zwischen Leben und Kunst.
Mehr Informationen auf der Homepage von Michael Endlicher
Michael Endlicher wird vertreten von: Galerie GPLcontemporary
Ausstellungsdauer: 31. März – 5. Mai 2017