HERBERT STAREK | Wanderung durch eine Westentasche
Bildraum 07
15. September 2016 bis 21. Oktober 2016
Mit Dröhnen, Gischt und Ohrensausen steuert Herbert Starek im Bildraum 07 quer über das „Mare Panopticum“ zu den Inseln „Reizvolles Wippen“, „Krawall“ und „Testbild“, navigiert vorbei an den Klippen „Evolution“ und „les vampires“, bis wir uns in den azurblauen Buchten „kindliche Neugier“ und „toter Bruder“ in einem Meer an fantastischen Bezeichnungen verlieren. Die auf dem Computer generierten Kartographien gaukeln anhand ihrer Patina, Knicke und Wasserflecken zwar Echtheit vor, lenken jedoch stets abseits vorgebahnter Wege. Der Maler und Grafiker füllt sie mit humorvollen Kommentaren, verpflanzt Aphorismen aus Poesie und Philosophie neben Absurditäten aller Art und schafft so, in bester surrealer und dadaistischer Tradition, Werke voller nicht eingelöster Versprechen.
Für seine „Schleierhaften Karten“, wie Starek die Serie selbsterklärend betitelt, entlehnt er sich von Magritte die kontradiktorischen Zeichenverwendungen und von Kurt Schwitters den makabren Sinn für Humor. So streut er schelmische Pointen zwischen Flüsse, Richtungsweiser oder Legenden und führt uns mit verzwickten Reimen solange in die Irre, bis sich die Karte als reine Projektion einer verzerrten Welt behauptet. Die Arbeiten sind keine strategischen Darstellungen oder Kontextualisierungen von Wissen, auch dienen sie dem Künstler nicht dazu, die auf dem Plan von Raum und Zeit rational erscheinende Realität durch Eintragungen oder Überschreibungen zu verwischen. Sie sind vielmehr Stareks realutopische Versuche einer steten, persönlichen Neukartierung und dokumentieren ohne Umschweife einen künstlerischen Ausdruck, der Freude am eigenen Fragen, Forschen und Erkunden hat.
Durch den Verzicht auf jegliche Interpretationsmuster erhalten auch die BetrachterInnen die Freiheit nach neuen Bezugs- und Koordinatensystemen zu suchen und können erspüren wo sie selbst Position beziehen wollen. Es sind die Schätze im Inneren, die es zu erfassen, zu entschlüsseln und miteinander in Bezug zu bringen gilt - hierzu fordert Herbert Starek in seinen Arbeiten auf. Vieles scheint rätselhaft, manches lässt sich dekodieren, manches hingegen bleibt schleierhaft. Doch Unerklärliches schließt sich weder aus noch ein, es kann für eine Wanderung durch Stareks Bilderwelten in einer kleinen Westentasche direkt über unserem Herz gefaltet werden, sich ineinander verketten ohne Ketten, man kann selbst Springer sein, von einem zum anderen.
Um diese Saltos zu bewerkstelligen braucht es die Imagination, dass jede Karte zugleich Wirklichkeit, Utopie und große Erzählung ist – oder um es durch Herbert Stareks „Poesiemaschine“ zu sagen: In unbedachten Momenten flüstern dir die leblosen Gegenstände zu: „Wir warten schon so lange auf dich...endlich bist du da...nimm uns jetzt und mach etwas anderes aus uns...das Warten war so lang“.
Mehr Informationen finden Sie auf der Homepage von Herbert Starek
Ausstellungsdauer: 16. September – 21. Oktober 2016