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Foto: Stefan Zsaitsits, Geisterbahn, Bleistift auf Papier, 2017 © Bildrecht 2019
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Foto: Eva Kelety, Ausstellungsansicht Stefan Zsaitsits, Bildraum 01, 2017 © Bildrecht, Wien 2019
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Foto: Eva Kelety © Bildrecht

STEFAN ZSAITSITS | Woanders

Bildraum 01

23. Februar 2017 bis 28. April 2017

Der Strich nervös, frenetisch und doch immer auf das Wesentliche konzentriert, so präsentieren sich die Bleistiftzeichnungen von Stefan Zsaitsits im Bildraum01. In der aktuellen Werkserie vermengt der Künstler surreale Elemente mit Symptomen des ganz normalen Wahnsinns, verstrickt sich in aberwitzig Groteskem oder jagt seinen schwarzen Humor in unzähligen Strichen über das Papier. Bekannt für seine „kopflastigen“ Arbeiten, die Figuren mit weiten, trostlosen Augen, erweitert Zsaitsits nun sein Spiel mit dem Kindchen Schema und thematisiert die äußeren Umstände, die seine Protagonisten zu bewältigen haben.

Naive Vorstellungswelten verwandeln sich bei ihm in einen atmosphärischen Ausnahmezustand, der tief vergrabene Urängste zum Vorschein bringt. Geschickt pendelt der Zeichner dabei zwischen den zarten Tönen der Unschuld und den Abgründen der menschlichen Psyche. In der Arbeit Geisterbahn etwa steigt Stefan Zsaitsits in die Hochschaubahn des Lebens, die wohl getimt eine endlose Schleife fährt. Es ist die ewig alte Leier, der ewig gleiche Morgen, ein groundhog day ohne Notausstieg. Der nur wenig belustigte Geisterbahnfahrer ist unentwegt damit beschäftigt kleine Dämonen und Monster, Trauma und Drama abzuwehren, sich nicht verschlingen zu lassen, ist dadurch nicht fassbar im hier und jetzt, er ist immer woanders.

In den neuesten Arbeiten haben Zsaitsits’ Figuren wortwörtlich ihren Kopf verloren. Anstelle großer Kulleraugen treten dichte Wolken eines angreifenden Bienenschwarms (Der Imker, 2016), Fratzen hungriger Wölfe und ein wütender Moby Dick, der ein winziges Boot mitsamt Besatzung verspeist (Schattenmann, 2016). Der Künstler öffnet ein zeichnerisches Pulverfass und lässt die grausame Natur des Menschen auf die Umwelt und auf sich selbst los. Bei Zsaitsits ist es bereits zwei vor zwölf. Es brennt nicht nur der Hut (Fackel, 2016), es brennt sogar schon unter Wasser (Tiden, 2016).

Mit feinem Spürsinn und der Kraft seiner Phantasie eröffnet Zsaitsits eine tiefe Ressource, wehrt sich gegen innere und äußere Monstrositäten und bringt diese zu Papier. Sein Strich bricht dabei stellenweise aus, überwuchert die Figuren und bohrt sich wie tausende spitze Pfeile in das Papier. Aus einer längst vergessenen Fabelwelt holt er sich Isegrim und Grimbart an die Seite, schickt einen Igel voraus um wieder Land zu gewinnen – der Künstler gibt nicht kampflos auf.  Beinahe spielerisch verbindet sich in der Ausstellung das Absurde mit dem spürbaren Tiefgang der Bildinhalte. Die Zeichnungen verbleiben zwar im Geheimnisvollen, doch gibt Stefan Zsaitsits suggestiv Möglichkeiten vor um die Arbeiten als Spiegel der Seele bestmöglich zu erkunden. 

Finissage: Donnerstag, 27. April 2017 , 19 Uhr
Ausstellungsdauer: 24. Februar – 28. April 2017 (verlängert)
Mehr Informationen auf der Homepage von Stefan Zsaitsits