MANFRED GRÜBL | Der Neoliberalismus kommt aus Wien
Bildraum 01
15. Mai 2025 bis 3. Juli 2025
Was bleibt von unserer Freiheit übrig, wenn man sie dem Markt überlässt?
(Harald Staun/Frankfurter Allgemeine)
Manfred Grübl untersucht in seiner Ausstellung im Bildraum 01 wie sich wirtschaftliche Strukturen und Machtverhältnisse auf die Freiheit von Individuum und Gesellschaft auswirken. In seiner multimedialen Assemblage entwirft der Künstler ein systemkritisches Tableau kapitalistischer Symbolik. Mit dem Ausstellungs- und gleichzeitigen Werktitel Der Neoliberalismus kommt aus Wien verweist Grübl auf den erheblichen Einfluss österreichischer Wirtschaftstheoretiker Ludwig Heinrich von Mises und Friedrich August von Hayek auf unser heutiges Wirtschaftssystem. In der im Zentrum der Ausstellung stehenden, gleichnamigen Arbeit seziert er akribisch die kapitalistischen Machtverhältnisse in einem sechs Meter langen Fries und nimmt uns auf eine Zeitreise durch die Entstehungsgeschichte der wichtigsten Parameter & Symbole des Neoliberalismus.
Manfred Grübls Werk geprägt von einem multimedialen Schaffensprozess, verbindet gekonnt unterschiedliche Medien wie Fotografie, Video, Performance und Zeichnung. Seinen Werken liegt meist eine politische und systemkritische Haltung zugrunde. Wie auch hier im Bildraum 01. Die Ausstellung gleicht einer Art Abrechnung mit den führenden Mächten und deren Unterdrückungs-/Kontroll-Instrumenten. Er stellt sie in Die Politik hat nichts zu sagen bloß, entlarvt sie in The Power of Clothing, entwaffnet sie in decision maker und stellt einen neuen/alten Ansatz in Arbeit Geld Natur vor.
Politische Reden fast aller 193 Staaten der vereinten Nationen zeigen sich lautlos in der Videoarbeit Die Politik hat nichts zu sagen. Ohne Ton verlagert sich der Fokus auf die visuelle Repräsentation jeder einzelnen Person, lässt offen was gesagt wurde und ob das Gesagte von Bedeutung war. Grübl verweist hier auf die Überlegungen der Philosophin und Psychoanalytikerin Cynthia Fleury, die Sprache als zentrales Instrument der Demokratie definiert. Verliert diese ihre Tragfähigkeit, treten andere Regulierungsmechanismen in Erscheinung: Gewalt, das Streben nach absoluter Sicherheit und totaler Ordnung. Ein exemplarisches Beispiel hierfür ist die gegenwärtige politische und gesellschaftliche Entwicklung in den USA. Unzählige Trump/Musk Befürworter:innen betonen immer wieder, dass ihre Worte zweitrangig seien – entscheidend sei allein ihr Handeln. Aber funktioniert diese Logik wirklich? Oder zeigt sich hier das, wovor Stimmen wie Cynthia Fleury warnen — die Etablierung einer autokratischen Führung?
In Arbeit Geld Natur lächelt der Denker Karl Polaniy unter einer verspiegelten Typografie hervor. In seiner kritischen Wirtschaftstheorie sieht er einen selbst regulierenden Markt als zum Scheitern verurteilt, da dieser zur völligen Ausbeutung von Mensch und Natur sowie zur Zerstörung von Demokratie und Freiheit führt und gibt mit dem Zitat: „Das Ende der Marktwirtschaft könnte der Anfang einer Ära nie da gewesener Freiheit bedeuten“ eine Richtung für Mensch und Natur — einer selbstbestimmten Gesellschaft — vor.
Grübl zeigt in seiner Ausstellung auf, dass Freiheit kein Zustand, sondern ein komplexes Gefüge ist – durchzogen von unsichtbaren Abhängigkeiten. Er fordert die Betrachter:innen dazu auf sich der Realität zu stellen und kritisch zu hinterfragen, wie viel Handlungsspielraum jedem/jeder einzelnen von uns in einer von ökonomischen Interessen dominierten Gesellschaft tatsächlich bleibt.
Ausstellungsdauer: 16. Mai - 3. Juli 2025
Mehr Informationen finden Sie auf der Website von Manfred Grübl..