GEORG LEBZELTER & NATALIA WEISS | Vorliebe für Schraffiertes
Bildraum 01
31. März 2016 bis 6. Mai 2016
Georg Lebzelter und Natalia Weiss schöpfen in ihrer Ausstellung im Bildraum01 aus den vielseitigen Möglichkeiten der Grafik. In Montagen und Samplings werden unter Anwendung von druckgraphischen Elementen diskontinuierliche und assoziative Eindrücke erzeugt. Das Leporello „los machen“, mit Siebdrucken und Radierungen zu einem Gedicht von Oskar Pastior, bildet die Grundlage für das freie Aneinanderreihen von Illustrationen, die im druckgraphischen Dialog der beiden KünstlerInnen in den letzten Monaten entstanden sind.
Beide beziehen sich in ihren aktuellen Arbeiten auf individuelle Studien und die formalen Konzepte des Multiplizierbaren, der Wiederholung und der Variation, der Möglichkeiten des Seriellen und der Metamorphose. Lebzelter und Weiss konzentrieren sich neben dem Herauslösen alter Zusammenhänge und der Konstruktion von Neuzugängen insbesondere auf die speziellen Eigenschaften diverser Druckverfahren. Anders als in der Zeichnung und in der Malerei, verfügt die druckgrafische Matrix über ein Formengedächtnis, eine spezifische Kapazität zur Speicherung visueller Information. So können Georg Lebzelter und Natalia Weiss einmal getroffene gestalterische Entscheidungen nicht nur vervielfältigen, sondern auch das einmal erstellte Bild neu bearbeiten, es wieder aufnehmen, revidieren und modifizieren.
Natalia Weiss, die sich verschiedenster Medien, von Radierung und Zeichnung bis hin zu Installation und Animationsfilm bedient, lässt in den im Bildraum 01 gezeigten Tuschearbeiten Materialien aus den 1960- und 70er Jahren in Form von Büro- und Grafikmaterial einfließen. In ihnen kombiniert sie Schlüsselsymbole wie Tiere, Schneid- und Messgeräte, Diagramme, Pfeile, Ziffern und ergänzt diese mit einzelnen Wörtern oder halbe Sätzen zeichnerisch zu sehr persönlichen Codes. In der künstlerischen Auseinandersetzung mit individuell-emotionaler Welterfahrung und allgemein-rationaler Welterklärung trifft Natalia Weiss Stellungnahmen zu weltpolitisch Aktuellem ebenso wie Annäherungen zu familiär Privatem.
Georg Lebzelters Erkundungsfeld hingegen ist das System der Bildkomposition. In einem Modulsystem von einzelnen Druckplatten erstellt er in unterschiedlichen Bearbeitungszuständen Anordnungen von Dingen, real oder abstrakt, wobei jede Komponente mit der anderen in Beziehung steht und so wesentlicher Bestandteil seiner Umgebung wird. Der Künstler untersucht die Diskrepanz zwischen dem Ursprünglichem und dem Transformierten. Seine Eingriffe in Bestehendes und neu Zusammengefügtes, erzeugen die für Lebzelters Arbeiten charakteristischen Bildirritationen.
Lesung: 28. April 2016, 18 Uhr
Kaspar Locher liest aus Texten u.a. von Oskar Pastior
Ausstellungsdauer: 1. April - 6. Mai 2016